Aserbaidschan kann bei Österreichs Suche nach alternativen Energien eine wichtige Rolle spielen
Wien / DasFazit
Der Krieg in der Ukraine hat weltweit sehr ernste politische, wirtschaftliche und humanitäre Probleme verursacht. Die wirtschaftliche Situation in Europa, das durch den Krieg am stärksten geschädigt wurde, verschlechterte sich erheblich. Vor dem Hintergrund der Sanktionen gegen Russland haben die europäischen Länder das russische Gas aufgegeben und ohne Zeitverlust mit der Suche nach neuen alternativen Energiequellen begonnen.
Letzte Woche sagte die Chefin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, gegenüber Reportern im schwedischen Kiruna, dass die Gasspeicher Anlagen der EU zu 83 Prozent gefüllt seien. Ihr zufolge wurden diese Anlagen Dank den anderen zuverlässigen Partner gefüllt, die Gas nach Europa exportieren. Eines dieser Länder ist zweifellos Aserbaidschan. Es ist kein Zufall, dass dieser Schritt von der Leyens, die im Juli letzten Jahres zur Unterzeichnung eines Energiememorandums zwischen EU und Aserbaidschan nach Baku reiste, darauf ausgerichtet war, Europa aus dieser schwierigen Situation zu retten.
Schon vor dem Ukraine-Krieg gebaute Gaspipelines wie TANAP (2018) und TAP (2020) sind heute eine große Hilfe für Europa.
Aserbaidschanisches Gas, das durch Georgien, die Türkiye und Griechenland (TANAP, TAP und IGB-Pipelines) fließt, wird nach Bulgarien, Rumänien, Albanien, Kroatien, Serbien, Italien, Nordmazedonien und Bosnien und Herzegowina transportiert. In Zukunft kann auch Österreich Gas aus Aserbaidschan über diese Pipelines importieren.
Der Bundeskanzler Karl Nehammer schließt das in einem Interview mit oe24.TV nicht aus. Er sagte auch, dass es lange dauern werde, bis Österreich vollständig auf russisches Gas verzichten könne. Das BMK sucht gemeinsam mit OMV nach alternativen Auswegen. Der Transit von aserbaidschanischem Gas nach Österreich über die Balkanländer wird als Alternative gesehen.
Insgesamt ist Aserbaidschan in den letzten Jahren aufgrund seiner reichen Energieressourcen und seiner strategischen Lage zu einem sehr wichtigen Partner für die EU geworden. Einem Bericht des aserbaidschanischen Energieministeriums zufolge liefert die TAP, der europäische Teil des südlichen Gaskorridors, jährlich 8 Milliarden Kubikmeter Gas nach Italien und 1 Milliarde Kubikmeter nach Griechenland und Bulgarien. In Europa sind zunächst 10 Mrd. Kubikmeter Gas pro Jahr durch die TAP geplant. Diese Zahl wird sich in den folgenden Jahren voraussichtlich verdoppeln.
Aserbaidschan kann für Europa, einschließlich Österreich nicht nur mit seinen Gas- und Ölressourcen, sondern auch mit seinem großen Potenzial an grüner Energie nützlich sein.
Am 15. Januar erklärte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev während der Woche für nachhaltige Entwicklung in Abu Dhabi (VAE), dass sein Land sehr großes Potenzial für grüne Energie verfüge. Ihm zufolge gibt es im aserbaidschanischen Sektor des Kaspischen Meeres ein Windenergiepotenzial von 157 Gigawatt. Der aserbaidschanische Präsident hat auch betont, dass die Energiesicherheit im Land voll gewährleistet ist. Daraus können wir schließen, dass diese von der aserbaidschanischen Regierung durchgeführten Megaprojekte eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Energiesicherheit der europäischen Länder spielen werden.
Das Land wird mit der Produktion von 22 Gigawatt Wind- und Solarenergie beginnen, und zwar im Rahmen von Vereinbarungen, die mit internationalen Energieunternehmen unterzeichnet wurden, darunter Masdar aus den VAE.
Auch in der Region Karabach in Aserbaidschan, die vor zwei Jahren von der armenischen Besatzung befreit wurde, werden wichtige Schritte im Bereich der grünen Energie unternommen. Neben dem Bau zahlreicher Wasserkraftwerke in der Region wird auch an der Erzeugung von Solarenergie gearbeitet. Insgesamt können im Land 27 Gigawatt Wind- und Solarenergie erzeugt werden, davon 10 Gigawatt in Karabach.
In Anbetracht all dessen bleibt abzuwarten, wie wichtig und zuverlässig Aserbaidschan als Partner für die EU sein kann. In Zukunft kann Österreich, wie auch Italien und osteuropäische Länder, seine Abhängigkeit von russischer Energie durch die Nutzung der aserbaidschanischen Energieressourcen deutlich verringern. Vor dem Hintergrund der geopolitischen Lage ist nicht zu leugnen, dass Aserbaidschan noch lange Zeit ein verlässlicher Energiepartner der EU bleiben wird.
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